Kreuzsteine

Die fünf Kreuzsteine von Hiddestorf

Vier der fünf Kreuzsteine standen früher in der Feldmark in Richtung Pattensen. Später wurden sie als Abdeckung einer Wasserrinne genutzt.  Bei Erdarbeiter entdeckte man die vier Kreuzsteine und stellte sie zusammen mit dem fünften Stein, der ebenfalls bei Erdarbeiten gefunden wurde,  an den Rand der Strasse zwischen Hiddestorf und Pattensen. Erst in der jüngsten Zeit wurden alle fünf Steine auf dem Kirchhof an der südlichen Seite der Nikolai Kirche in Hiddestorf aufgestellt.

Auf diesem Stein ist der “Copus Christi” abgebildet. Außerdem kann man die römische Zahlenfolge MCCCXCV (1395) erkennen.

Die fünf Kreuzsteine vor Hiddestorf

Quelle: HAZ 25./26.01.1958  – von Alfred Brecht

Vor dem Verfall gerettet / Mittelalterliche Steinmale als Wappensymbol

Von den mit Sagen und Erzählungen vielfach umwobenen mittelalterlichen Steinkreuzen, Kreuz- und Denksteinen in Niedersachsen schuf Adolf Hoffmann auf vielen Reisen in echter Liebe zur Heimat und Ehrfurcht vor den altersgrauen Steinmalen 1935 eine Übersicht, die alle Freunde der Heimat aufrief mitzuhelfen, dass vergessene Steine seinem Werk nachgetragen würden. Damals schloss die jahrelange, über grosse Mühe eines Mannes eine Lücke in den einschlägigen Abhandlungen, denn für die Altmark, für Schlesien, Sachsen und Württemberg hatten Fachmänner vor ihm bereits vortreffliche Werke vorgelegt. Nun waren im ganzen europäischen Verbreitungsgebiet von Norditalien durch Mittel- und Nordeuropa bis Skandinavien, also allenthalben, wo Germanen dauernd oder vorübergehend sesshaft wurden weit mehr als 3000 dieser Steindenkmale aus vormittelalterlicher Zeit ermittelt worden.

Nach der Standortkarte für Niedersachsen ist der Raum zwischen Weser und Leine von Hann. Münden bis über Neustadt a.Rbg. hinaus von Steinen übersät, die teils in den Ortschaften – auch in der Stadt Hannover -, zumeist aber einsam am Wegrande oder in der Feldmark ihr Geheimnis bewahren. Der Zahn der Zeit hat diesen überwiegend aus Sandstein gefertigten Denkmälern mitgespielt, oft hat grobe Behandlung nachgeholfen und die Inschriften, soweit sie eingehauen waren, unleserlich gemacht. So haben sich um die verwitterten Gesellen aus Stein die “Geschichten” gebildet und sind häufig seit Generationen überliefert worden, erfreulicherweise oft Bestandteil des Gedankengutes eines ganzen Dorfes und hin und wieder auch darüber hinausgreifend.

Als Hoffmann 1934 in Hiddestorf im Calenberger Land den einzigen an der Flurgrenze gegen Harkenbleck malerisch unter einer alten Weide stehenden Kreuzstein fand, ist er entzückt gewesen. Auf der Vorderseite ist das Kreuz erhaben aus dem Material herausgehoben, das “corpus Christi” aber nur noch in den Grundkonturen erhalten gewesen. Die im breiten Schriftbande in gotischen Minuskeln umlaufende Inschrift war damals bereits so verwittert, dass nur noch: “an (n) o d (o) m (ini). MCCCXCV die luce” zu entziffern waren, also die Zeitangabe, die den Tag des Lucas = 18. Oktober 1395 bedeutet.

In einem Zusatz hat der Verfasser Hoffmann, über ein Gespräch mit einem alten Hofbesitzer aus Hiddestorf berichtet, der ihm diesen Stein als Erinnerungsmal an einen dort gefallenen schwedischen Offizier bezeichnete, und weiter, dass einst in der Gemarkung nach Pattensen fünf solcher Steine gestanden hätten. Ein Kgl. Hannoverscher Förster habe ihm, als er noch ein kleiner Junge gewesen sei, erzählt, dass diese als “Pest- oder Schwedensteine” bekannten Denkmäler verwendet worden seien, eine Wasserrinne abzudecken. Als dem Erzähler dann viele Jahre später mitgeteilt worden sei, dass die Erdböschung an der fraglichen Rinne ausgebessert werden müsste, habe er den bei den Arbeiten dort gefundenen Stein “ordentlich” unter der alten Weide aufgestellt.

So blieb es bis zum Vorjahre, als wieder in jenem Abschnitt Erdarbeiten ausgeführt werden mussten und die restlichen vier Steine gefunden wurden, die einst der Forstmann dort vermutete. Inzwischen hat die Gemeinde Hiddestorf alle fünf vereint an der Chaussee nach Pattensen aufgestellt – wie unser Bild sie zeigt -, allerdings an dieser Stelle im Abflussgraben wohl nur provisorisch.

Es wäre zu wünschen, wenn diesen bemerkenswerten Steindenkmälern auf festeren Sockeln ein sicherer Standort gegeben würde und zwar dort, wo sie nach einer im Staatsarchiv verwahrten Karte aus dem Jahre 1780 als “Die fünf Steine” eingezeichnet sind.

Diese Stelle ist etwa zwei Drittel vom Dorf und ein Drittel von der Pattensener Grenze entfernt, die allerdings anders als heute verlief. Diese Frage dürfte die Gemeindeväter auch um deswillen ernstlich beschäftigen, da die Kreuzsteine als Symbole in das neu zu schaffende Gemeindewappen aufgenommen und so für alle Zeit in den gebührenden Rang erhoben werden sollen. Heute sollen die Hiddestorfer Kreuzsteine wieder vollzählig dem Werk des Adolf Hoffmann nachgemeldet werden.

Weitere Informatioenn zu den Kreuzsteinen finden sie hier: http://www.suehnekreuz.de/nieder/hiddestorf.htm